ARTPROFIL

 

Scheinbar Widersprüchliches vereint sich im harmonischen Ganzen: Visionen einer Wirklichkeit

Mehrfachbegabungen sind gern gesehen, machen auf den Zuschauer Eindruck und werden nicht selten als Hobbys in und mit der Freizeit kombiniert und ausgelebt. Wer mehrere Dinge auch beruflich gleichzeitig und gut erledigt, genießt Sympathie und Bewunderung. Doch wer sich in mehreren künstlerischen Bereichen, beispielsweise in der Malerei, Bildhauerei, oder auch bei Musik oder Schriftstellerei mit Erfolg auslebt, der erntet nicht nur Bewunderung oder Akzeptanz - sondern häufig auch Misstrauen, Unglauben und manch Zweifel. Dass dies lediglich ein Stereotyp ist, beweist die Karlsruher Künstlerin Carola Kadenbach, der es gelingt, sich in verschiedenen Genres kreativ und erfolgreich zu betätigen. Geboren 1978 in Dresden, erlernte sie erst einen sogenannten Brotberuf, bevor sie ihr künstlerisches Talent in der Malerei und Bildhauerei entwickelte. 2003 folgte bereits die erste Ausstellung in Deutschland, weitere Präsentationen in Frankreich und in der Schweiz schlossen sich an. Seit 2004 ist sie als selbständige Künstlerin erfolgreich.

Zentrales Thema meiner Arbeit ist der Mensch. Der Mensch in der Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt. Hierzu bediene ich mich der Ausdrucksformen der Malerei und Skulptur. In der Malerei arbeite ich mit Acryl- und Ölfarben, ebenso wie mit Collagen und Drucken...Vorwiegend arbeite ich mit hellen, transparenten Farben, die Weite vermitteln. Farben und Formen bilden eine Harmonie und lassen dem Betrachter Raum für Fantasie und eigene Gedanken. Skulpturen setze ich mit Kettensägen und großen Holzstämmen um. Oftmals verbinde ich diese mit geschweißten Metallelementen. Ich liebe es, unterschiedliche Materialien miteinander zu kombinieren und daraus etwas Neues zu schaffen“, erklärt die Künstlerin. Und diese Neugierde schlägt sich auch in der Verwendung der verschiedensten Materialien nieder: Holz, Pappe, Papier, auch Draht, Schrauben oder Nägel und Stoffe oder sogar Zement - es scheint kaum etwas zu geben, was die Künstlerin nicht zu inspirieren vermag. Einer realistischen Darstellung weicht sie zunehmend aus, weil ihre inneren emotionalen Visionen sich in einer Vielfalt von Farben und Formen äußern. Beispielhaft wird dies anhand des Werks „Himmelblau“: Ein Diptychon, das sich aus weiß-hellen Farbflächen zusammensetzt, die immer wieder unterbrochen sind durch linienhafte, kräftige Farbstreifen in breitem Duktus und fragmentierte, dezente Farbinseln, welche, bisweilen auch pastos und fleckenartig ausgebildet, der Struktur der Leinwand ein reliefartiges Antlitz verleihen. Diese vielfältigen Techniken verschmelzen auf der Leinwand zu einer großen, die beiden Werke des Diptychons umfassende Ahnung eines Landschaftsbildes, welches unendliche Emotionalität mit Perspektivischem gekonnt vereint. Sehen und Fühlen ist somit kombiniert in einem gemeinsamen Komplex der Wahrnehmung. Hier kommt zusammen, was uns getrennt erscheint, es aber vom Wesen her nicht ist. Künstlerischer Neugier ist der Einsatz einer Mischtechnik auf Leinwand geschuldet. Entstanden sind hierdurch diese kleinformatigen Werke der realistischen RELAX-Serie: Collagen, bei der fertiggestellte, prospekthaft wirkende Frauenbilder mit Kaltlasur überzogen werden, verändern sich durch die Bearbeitung zu einem distanzierenden Kunstobjekt. Die Betrachtung dieser entspannenden Frauen in Werken wie „catch the moment“ und „chilling“ könnten das Relaxen als Motto der Serie am Rande durchaus gewollt beeinträchtigen: Dennoch verleiht der schirmende Überzug diesen gelungenen Werken neben einer außerordentlichen Pointierung auch ihren besonderen Glanz und führt doch gleichzeitig zu Begrenzungen emotionaler Wirkfreiheit. Farbliche Partikeleinschlüsse auf den Abbildern führen vor dem Hintergrund entspannender Ruhe zudem auch zu Irritationen. Wir erkennen das Bildnis gerade noch als Abbild eines beinahe fiktionalen Gebildes und lassen uns daher nicht spontan und völlig unbeschwert hinabgleiten in eine lockende Welt der Träume. Die Realität des Erfahrens kollidiert erst einmal mit der Realität der Fiktion. Das Für und Wider findet sich dennoch und immer wieder aufs Neue überprüfbar stets in einem inhaltlichen Ganzen wieder.